Priesterschaft im Neuheidentum

Über das Thema Priesterschaft sind sich die modernen Hexen mehr als uneinig. Da gibt es Menschen, die sich selbst initieren um sich dann anschließend als PriesterIn zu erklären, ohne, das sie vorher etwas geleistet haben, dann gibt es traditionelle, die der Meinung sind, PriesterIn könne man nur werden, wenn man sich in ausschließlich ihrer Initiationslinie initieren lässt. Es gibt Konvente da wird man nach einem Jahr Priester und es gibt Coven da wird man nach X Jahren Priester. Was man in einer Priesterausbildungen gelehrt bekommt ist ebenfalls so unterschiedlich wie die einzelnen Coven selbst. Leider habe ich manchmal den Eindruck, das für viele Neuheiden die Priesterschaft ein Art toller Titel oder Diplom ist, mit dem man seine Wand Pflastern kann.

Es gibt keine Regelungen für Priesterschaft im Neuheidentum und theoretisch kann sich jeder, der der Meinung ist, er sei ein Priester, so nennen. Diese Tatsache macht es nicht wirklich einfach für Außenstehende zu beurteilen ob die-/ derjenige wirklich ein(e) PriesterIn ist. Außenstehenden kann ich nur empfehlen die "Priester" mit fragen zu "löschern" wie "Warum ist die vermeintliche Hohepriesterin seit 15 Jahren in Amerika verschollen?" oder "Wie kann ich ein Ritual auch alleine durchführen?" oder "Warum reicht es Ihnen nicht aus, Priester einer magischen Tradition zu sein?" oder ... . Dazu muss man sich vorstellen, das Priesterschaft zeitaufwendig ist. Das geht schon bei ganz weltlichen Dingen wie der Organisation einer Gruppe los. Daneben geht der Großteil der Priester und Priesterinnen im Neuheidentum nebenbei noch einem ganz weltlichen Job nach.
Dennoch beinhaltet das Ganze auch Vorteile. Vorteile in der Hinsicht, das es keinen "Oberguru" gibt der sagen kann "Ich bin hier der Herr über die Heiden und ihr müsst diese oder jene Regeln einhalten (egal ob sie sinnvoll sind oder nicht)". Ein Vorteil ist ebenfalls, das es jedem Menschen unabhängig von der Gesellschaftschicht oder der Herkunft es freisteht sich für oder auch nicht für die Priesterschaft zu entscheiden.

Worin besteht der eigentliche Sinn der Priesterschaft?

In erster Linie liegt der Sinn der Priesterschaft darin begründet, den "alten" Göttern zu dienen. Dienen heißt sein fachliches Wissen weiterzugeben (zum Beispiel über das zyklische Werden und Vergehen), das spirituelle Wissen für nachfolgende Generationen zu erhalten und Religionsinhalte zu vermitteln. Dienen heißt nicht, sich als was besseres hinzustellen als man tatsächlich ist. Dienen sollte man auch nicht mit Unterwürfigkeit oder einem Helfersyndrom verwechseln.

Was macht ein(e) PriesterIn konkret?

Eine Priesterin/ ein Priester führt rituelle Handlungen durch und ist für Übergänge im Leben (wie zum Beispiel der Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen, die Geburt eines Kindes, Eheschließung, Tod eines Menschen) innerhalb seiner eigenen Religion zuständig. Ein(e) PriesterIn kann seelischen bzw. spirituellen Beistand geben und vermittelt zwischen der Welt der Menschen und der Welt der Geister/ Götter (Anderswelt).